Ein Stück vom Himmel
„Die Erde… ist freundlich, wir eher nicht.“ Vielleicht eine Kritik von Grönemeyer, in seinem neuen Lied „Ein Stück vom Himmel“, die sehr übertrieben scheint. Vielleicht zunächst ein Schock, für alle die es hören. Aber vor allem ein kleiner Aufruf zur Weltverbesserung und zum „sich selber prüfen“.
Gerade in einer Zeit in der Egozentrik und Eigenwillen, Ellenbogengesellschaft und „Hauptsache-ich“ im Zentrum von vielen stehen, ruft der bekannte Sänger zu mehr Moral, Miteinander und auch Religion auf. Dies tut er jedoch nicht, mit dem Aufruf zum „Glauben-müssen“, sondern vielmehr in einem „Das Glauben, was man selber für richtig hält“, „kein Gott hat klüger gedacht“, so sagt er es selber.
Keiner kann wissen, was wirklich existiert, wenn wir Christen, Muslime, Hindus oder Juden von Gott sprechen. Alle Glaubensrichtungen sind gleich berechtigt, weil alle Moral vermitteln. In allen lernt, erfährt und erlebt man Gerechtigkeit, Miteinander und Frieden (wie in unserem Jahrethema). Schließlich sitzen wir alle in einem Boot, alle auf diesem Stück, dass wir Erde nennen, diesem Stück vom Himmel.
In seinem, für Grönemeyer typischen, Pessimismus, bleiben krude, gewalttätige Ereignisse aus der Geschichte nicht unerwähnt. Dürfen sie auch nicht, denn: Viele interpretieren diese Religionen falsch, „verrennen sich blindwütig“. Man begeht Morde oder Kriege auf religiöser Basis. Damals und auch heute noch hält man es an manchen Orten noch für richtig, ohne wirklich zu verstehen, worum es in Religion geht. Vielleicht ist auch deshalb Grönemeyers Sicht auf einige Dinge so negativ.
Heutzutage gibt es keinen Zwang in der Religion, viele konservative Seiten sind verschwunden. Kirche ist eine Chance auf Mitmenschlichkeit, Gemeinschaft und ein wenig Moralvermittlung, wie vor allem das „Stück vom Himmel“ bestätigt und auch zu aufruft. Sie muss weder langweilig sein, noch uninteressant oder die Bibel zu schwer zu lesen, stattdessen bietet sie viel mehr als mancher denkt: Einen Teil an sich zu entdecken, dem heutzutage kaum noch jemand Raum lässt. Genau das ist auch indirekt der Aufruf von Grönemeyer. Er traut sich nicht als erster, Kirche zum Thema zu machen, es auf eine nett verpackte Art zu vermitteln. Lieder auf der ganzen Welt sind immer wieder vom Thema Glauben und Gott berührt, ohne das wir es oft merken.
Das Thema steht im Raum, stand es eigentlich schon immer, aber momentan, dank ihm, wieder im Vordergrund. Es betrifft alle, so wie dies „Unser Heim und Unsere Zeit“ ist, teilen Wir diese Welt, in der auch etwas nicht greifbares seinen Platz hat und braucht. Genau deshalb kommt man nicht an diesem Lied vorbei, kann an einigen Stellen nicht anders als zustimmen. Genau deshalb denken wir trotzdem immer wieder über Gott nach. Ob es einen gibt, entscheidet jeder für sich selber. Auch welche Wichtigkeit und Rolle der Glaube einnimmt. Ob kleiner oder großer Teil davon oder der Grund des Lebens. Aber sich auseinandersetzen mit dem Thema, da kommt -zum Glück- keiner dran vorbei. Denn warum etwas zurückweisen, was nur Sinn bringen kann?!
Ann-Kristin Buck