Lust auf neues
Ganz frisch wölben sich die ersten beiden Blätter. Er muss sie ein wenig drücken, um sie zu bändigen. Da liegt es vor ihm. Funkelnagelneu und unberührt. Mit der Hand streicht er über die ersten beiden Seiten, hält inne und beginnt noch einmal ganz oben links auf der ersten Seite. Sein Zeigefinger fährt die Spalte hinunter. Zahl für Zahl erscheint unter seinem Finger. So geht er alle zwölf Spalten von oben nach unten durch. Die Zahlen in den Spalten stehen für 365 neue, unverbrauchte Tage.
Was für ein Schatz an Zeit! 8760 Stunden. Das weckt Neugier und Fantasie: Was wird kommen? Welchen Geburtstag wirst du feiern? Wo den Sommer verbringen? Welche Leute kennen lernen?
Zu solcher Lust auf das Neue passt der Vers des Paulus im Brief an die Philipper:
Ich bilde mir nicht ein, Schwestern* und Brüder, dass ich es schon geschafft habe. Aber ich lasse alles hinter mir und sehe nur noch auf das, was vor mir liegt.
Da spürt man richtig den Hunger auf Leben. Alles Negative scheint seine Bedeutung verloren zu haben. Traumhaft, wenn man sich so unbelastet und gespannt auf das Kommende freuen kann.
Sicher wäre es übertrieben, das einfach vom neuen Jahr zu erwarten. Eher wird uns begleiten und weiter beschäftigen, ws uch bisher wichtig war, wie z.B.die Schule oder Ausbildung, Freunde oder Familie. Doch trotz dieser realistischen Einsicht steckt im Anblick 365 neuer Tage etwas von der Hoffnung auf „das neue Leben“ von dem Paulus wenig später schriebt. Der Glaube trägt die Züge der Befreiung. Er will die Perspektive für ein gelingendes Leben öffen.
Kurz nach Weihnachten kommt ds beste Geschenk, ds die Welt zu bieten hat: Zeit- unsere Lebenszeit. Dass ich lebe und mich auf ein neues Jahr freuen kann, ist das Größte, zumal wenn man es in einem Land mit Frieden und Wohlstand erleben darf mit all den Möglichkeiten, die darin liegen.
Ein neuer Terminkalender, das ist wie ein Scheck vom lieben Gott.
Gerhard Schridde
*Ergänzung vom Verfasser