Bildung
„In Schweden fährt man auf einer holprigen Straße zu den besten Schulen. In Deutschland fährt man über die besten Straßen und kommt an den furchtbarsten Schulen vorbei.“
Warum gibt es Schule? Wofür gibt es Schulen? Was bringen sie uns, als Schüler?
Nichts.
Das könnte von vielen von euch vielleicht wirklich die Antwort sein. Sicher, lesen und schreiben sollte man können. Aber darüber hinaus? In meinem Studiengang gibt es einen großen Streit darüber, wie Schule aussehen soll. Das sogenannte humanistische Gymnasium wollte eine möglichst große Allgemeinbildung. Moderne Bildung möchte dagegen mehr Eigenverantwortlichkeit der Schüler und soziale Kompetenzen stärken.
Einen noch anderen, sehr kritischen Blick auf das, was wir als Bildungssystem bezeichnen, bietet
in Berlin eine Gruppe, die sich „KriLe“ nennt. Kritische Lehrer_Innen. Im Wesentlichen bahaupten sie Folgendes: Das jetzige Schulsystem schadet nicht nur der Bildung und dem Lernwillen der Schüler. Es zerstört das eigene Denken.
Das geschieht durch viele Dinge. Vor allem aber dadurch, dass uns vorgegeben wird, was wir zu lernen oder, als zukünftige Lehrer, zu lehren haben. Für jeden Jahrgang gibt es Rahmenlehrpläne. Die Themen sind vorgegeben. Alle. Und wir können nicht anders, als das ganze wirklich zu lernen. Denn schließlich gibt es Leistungsbewertungen, Klausuren und Noten. Schon in der Grundschule.
Dazu kommt, das Schule „wirtschaftlich“ sein soll. Sie soll möglichst wenig kosten und wir als Schüler sollen auf die freie Wirtschaft „vorbereitet“ werden. Das bedeutet nichts anderes als: Anpassung. Eigene Meinungen und kritische Positionen sind unerwünscht. Das, was die Kritischen Lehrer_Innen daraus folgern, ist, dass man in der Schule von Anfang an lernt, sich unterzuordnen, Anweisungen auszuführen, weil man nicht anders kann.
Ob man alles, was diese Gruppe sagt unterschreiben will, bleibt einem selber überlassen. Vielleicht finden einige von euch das Ganze etwas zu revolutionär. Aber es steckt viel Wahrheit in den Aussagen. Denn Schule macht nur den allerwenigsten Schülern Spaß, sie grenzt bestimmte Gruppen von anderen ab, fördert Leistungsdenken und mittlerweile Stress.
Es ist nicht alles schlecht. Es gibt vieles, was sich gerade verändert, in der Bildung. Die Schüler sollen lernen, zusammen zu arbeiten. Der Begriff der Bildung wird ausgeweitet auf Sozialkompetenzen. Es gibt mittlerweile Schulsozialarbeiter an einigen Schulen. Es wird viel Neues ausprobiert.
Aber Bildung gibt es nicht nur in der Schule. Wir als Evangelische Jugend bestimmen, durch die Wahl des Jahresthemas, worüber wir uns bilden wollen und wir bestimmen damit noch mehr. Unser Jahresthema ist Ausdruck davon, was uns nicht passt, in der Gesellschaft. Was wir ändern wollen. In der Evangelischen Jugend wird man gebildet und hat Spaß daran. Wir verwirklichen das, was die KriLes fordern würden. Ich habe folgende Definition von Bildung gefunden, die zu uns passt.
„Bildung ist ein aktiver, komplexer und nie abgeschlossener Prozess, in dessen glücklichem Verlauf eine selbstständige und selbsttätige, problemlösungsfähige und lebenstüchtige Persönlichkeit entstehen kann.“ (Daniel Goudevert)
Das heißt, die Selbstbildung steht im Zentrum. Wir sollen selber wissen, was wir – vom Leben – wollen. Das ist in der heutigen Zeit nicht so einfach. Denn die Welt um uns herum ist komplex geworden. Zu komplex. Und dazu, der Lernstress. Dagegen wollen wir uns wehren.
Und nicht nur der Kirchenkreis Wesermünde-Süd, sondern auch die Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend in Niedersachsen möchte sich bildungspolitisch einbringen. Sie spricht sich für ein Volksbegehren für gute Schulen aus. Dazu gehört, zum Beispiel, zu den 13 Jahren zurückzukommen und die Einrichtung von Gesamtschulen zu erleichtern.
In der Evangelischen Jugend beinhält das christliche auch einen wichtigen Aspekt der Bildung: Jeder Mensch ist mit seinen Fähigkeiten wertvoll. Das bedeutet jeder Mensch hat Fähigkeiten. Der christliche Glaube ordnet Menschen nicht in Förderschüler, Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten ein. Er schreibt jedem und wenn ich das sage, meine ich das auch, jedem Menschen zu, dass er etwas kann.
Ein berühmter Maler hat das in folgende Worte gefasst.
Jede Sekunde, die wir leben, ist ein einzigartiger Moment im Universum, ein Moment, der nie wieder sein wird. Und was lehren wir unseren Kindern? Wer bringen ihnen bei, das zwei und zwei vier ist und Paris die Hauptstadt von Frankreich.
Wann werden wir ihnen beibringen, wer sie sind? Wir sollten zu jedem von ihnen sagen: Weißt du, was du bist? Du bist ein Wunder. Du bist einzigartig.
In all den Jahren, die vergangen sind, gab es niemals jemand anderen genau wie dich. Deine Beine, deine Arme, deine cleveren Finger, die Art und Weise, wie du dich bewegst. Du könntest ein Shakespeare werden, ein Michelangelo, ein Beethoven. Du hast die Möglichkeiten, alles zu tun. Ja, du bist ein Wunder.
Und wenn du älter wirst, kannst du dann jemand anderem etwas antun, der wie du, ein Wunder ist? Du musst daran arbeiten, wir müssen alle daran arbeiten, diese Welt ihrer Kinder würdig zu machen.
(Picasso)
akb