Ab in den Konsum-Sumpf

oder wie Marken unsere Gehirne besetzen…
Apple, Adidas, Nike, Samsung, McDonalds, H&M, Mercedes, Ikea, Marlboro, Hugo Boss oder Absolut Vodka. Jeder kann mit diesen Begriffen etwas anfangen und sie bestimmten Produkten zuordnen, ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Auch wer nicht des Englischen mächtig ist, denkt bei Apple an den angeknabberten Apfel und das goldene M ist mit der bekannten Fast-Food-Kette verbunden wie der Papst mit dem Katholizismus. Das ist auch kein Wunder, denn wie soll man sich wehren gegen die Flut von Bildern, denen man ausgesetzt ist sobald man die Straßen betritt? Doch auch vor dem Wohnzimmer machen die Konzerne nicht halt, Fernsehen und Internet bestehen aus einem Mosaik von bunter Reklame. Uns alle nervt sie, aber als große Bedrohung wird sie von keinem wirklich angesehen. Werbung wird akzeptiert. Schließlich wird jeder von sich behaupten wollen, dass sie keinerlei Einfluss auf einen hat.
Wir alle glauben, dass wir immun sind gegen Parolen wie schneller, besser, schöner, günstiger. Doch Werbung ist ein schleichendes Gift oder wie Kalle Lasn es in seinem Buch „Culture Jamming. Das Manifest der Anti-Werbung“ formuliert: „Werbung ist das am weitesten verbreitete und stärkste aller mentalen Umweltgifte.“ Die Konzerne überbringen zentrale Botschaften über Werbung, versuchen ihre Produkte essentiell für uns zu machen. Produziert wird, was sich verkauft, Nachhaltigkeit steht im Hintergrund. Doch warum funktioniert dieses Konzept so gut? Marken vertreten Aussagen und werden öffentlich getragen. Vor allem bei Jugendlichen entsteht so ein Zugehörigkeitsgefühl, Konsum wird verwendet zur sozialen Integration. Das Bekennen zu einer Einstellung erleichtert so, auch Erwachsenen, das bilden einer Identität. Shoppen ist die neue Religion, wir bekämpfen unser Leid nicht mehr mit Gebeten, sondern mit einer kleinen Einkaufstherapie. Aus dem Stimmungstief mit der neuen Jeans!
Um jetzt den Bogen zu unserem Jahresthema zu schlagen: Schränkt uns das in unserer Freiheit ein? Bedeutet Konsum Abhängigkeit, sind wird abhängig ohne es zu realisieren?
Oder bedeutet es Freiheit, dass wir uns dem maßlosen Konsum hingeben können?
Schließlich wird für viele Luxus-Artikel mit der Freiheit geworben, ob beim neuen BMW oder Marlboro. Genuss soll uns frei machen. Ich für meinen Teil halte das für sehr zweifelhaft.
Die sogenannte „Ad-Buster-Bewegung“ möchte auf genau so etwas aufmerksam machen: Sie schlägt die Werbung mit ihren eigenen Waffen, indem sie ihre Slogans verdreht und damit oft die Werbeplakate in die Realität zurückbringt. So wird aus H&M Hager&Mager, BP zu Bpissed. Über ein Schmunzeln wird das Gehirn angeregt. Es soll sich gefragt werden: Was kaufe ich da eigentlich und warum? Denn alle Marken hängen von ihren Käufern ab. Wir sind die, die beeinflussen können und sollten, wir sollten uns nicht beeinflussen lassen.
Anna-Rieke Wojtowicz
Buchtipps:
Kalle Lasn: „Culture Jamming – Das Manifest der Anti-Werbung“
Naomi Klein: „No Logo“
Quellen:
http://konsumpf.de/wp-content/uploads/2009/01/artikel-culture-jamming.pdf
Kalle Lasn: „ Culture Jamming – Das Manifest der Anti-Werbung“